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24.07.2020 
19 Uhr

IMPULSREIHE
W a (h) r e  L i e b e

Kunst- und Kulturhaus Rechenzentrum
Raum 243
Dortustraße 46
14467 Potsdam




Lass mich zitternd vor dir stehen...





Lesung als Aufführung  //
Kerstin Michalke und Lidy Mouw

An diesem Abend geht es um Gedichte.

Wir hören Gedichte aus 4000 Jahren Liebes-Lyrik.
Liebes-Lyrik ist ein anderes Wort für:
Gedichte über die Liebe.

Wir schauen uns an, was im Poetry Slam zu Liebe gesagt wird.
Poetry Slam ist ein Dichter*innen Wett-Bewerb.
Hier werden Texte vorgetragen.
Das Publikum sagt welcher Vortrag gewinnt.

Auch hören wir vertonte Liebes-Gedichte.
Vertonen ist: Musik machen zu Texten.

Wir untersuchen an diesem Abend:
> Wie beschreiben Dichter*innen die Liebe?
> Welche Bilder denken Dichter*innen für die Liebe?
> Wie fassen Dichter*innen die Liebe in Worten?
> Welche Botschaft steht “zwischen den Zeilen”?
> Was sagen Dichter*innen über Liebe, ohne es zu benennen? 

Die Zeile: “Lass mich zitternd vor dir stehen.”
ist aus dem ältesten überlieferten Liebes-Gedicht.

Vor 4000 Jahre schreibt eine Frau den Satz auf einer Tontafel.

Anlass ist ein Frühlings-Ritual.
>für die Fruchtbarkeit des Landes
> für das Wohlergehen der Menschen die dort leben.

Im Gedicht geht es um eine Göttin und einen König.
Die Göttin möchte dass der König sie liebt und mit ihr schläft.
Sie sagt: “Lass mich zitternd vor dir stehen.”

Vor Verlangen?
Vor Aufregung?

Bis heute stehen sich in Liebes-Gedichten die Geliebten zitternd gegenüber.

Die Künstler*innen, zeigen mit ihrer Wort-Kunst:
> So verstehe ich Liebe und Sexualität. 
> Das sind meine Wünsche, Vorstellungen und Gefühle.

Die sind in 4000 Jahren immer anders
aber auch sehr gleich:

Vor 4000 Jahren:        
Lass mich zitternd vor dir stehen.
Vor 2000 Jahren:             
Warum zittert all mein Herz?
Vor 400 Jahren:               
Und Du zitterst vor Ahnungen.
Vor 50 Jahren:                  
Du zitterst wie die Frühlingsflur.
Vor 3 Jahren:                      
Und um mich zittert die Sommerluft.
Vor einem Monat:             
Wir senkten zitternd die Blicke.

Kerstin Michalke, Künstlerin und Physiotherapeutin
Neben ihren Aufgaben in der Sozialen Arbeit geht Kerstin Michalke diversen künstlerischen Interessen nach.

Manchmal verknüpft sie diese, zum Beispiel:
> bei der Arbeit im Theaterlabor Hatschisi
> in einem Chorprojekt

Bei dem Chorprojekt fand sie heraus:
Es entsteht eine besondere Gemeinschaft bei der Beschäftigung mit Worten und Tönen.
Die Worte und Töne bekommen einen tieferen Sinn, der lange nachhalt.
Durch einen Ohrwurm.
Durch ein plötzliches Verständnis.

Lidy Mouw, Künstlerin
Lidy Mouw ist Niederländerin und studierte Tanz, Choreografie und Tanzvermittlung. Ihr Fachgebiet ist daher die Körpersprache.
Trotzdem arbeitet Lidy vor allem mit Worten.
Sie schreibt über Ideen.
Sie schreibt über Künstler*innen.
Meistens nicht in ihrer Muttersprache.
Sondern auf deutsch, englisch oder französisch.

Lidy liest vieles.
Meistens sind es Texte in fremden Sprachen
Oft fragt sie:
> Wie ist dieser Satz gemeint?
> So, wie in der holländischen Sprache?
> Oder doch anders?

Bei dem Lesen von Liebes-Lyrik ist es für alle Menschen so:
sie lesen in einer anderen Sprache.

Dann stellen sich folgende Fragen:
> Was sollen wir verstehen? 
> Was wollen wir verstehen?
> Was läßt sich da-zu-dichten?
> Welcher Denk-Raum öffnet sich?
Eintritt frei
Karten